1. Juli

1. Johannes 1.8:

So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.

 

Das Reich Christi ist ein sündliches Reich, kein Heiliger wird hier nicht müssen sagen: O allmächtiger Gott, ich bekenne mich als einen armen Sünder, rechne du der alten Schuld nicht! Es werden alle das Liedlein singen müssen: Vater Unser, vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern. Die andern frommen Heiligen, die ihrer Heiligkeit kein Ende wissen, verstehen hiervon gar nichts und meinen, es sei mit dem Reiche Christi also getan, dass gar keine Sünde da sei, muss alles rein und sauber sein, als hätten es die Tauben erlesen, wollen einen solchen Christen, der gar ohne Sünde und heilig ist, ja wie Christus selbst ist. Noch lange nicht! – Das ist aber ein Christ, der ein Sünder ist und erkennt seine Sünde, verdrießt ihn und es ist ihm von Herzen zuwider, dass er die Sünde noch fühlt. Findest du aber einen solchen, der spricht: „Ich bin ohne alle Sünde“, der ist ein Widerchrist, kein wahrer Christ – ja der höllische Teufel!

(Luther)