28. Februar

Johannes 1.13:

Welche nicht von dem Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.

 

Auffällig scheint hier freilich die Reihenfolge, nach welcher die Wiedergeburt dem Glauben vorangeht, während sie doch vielmehr eine Wirkung des Glaubens ist und deshalb an die zweite Stelle zu gehören scheint. Ich antworte: Beides stimmt aufs beste miteinander! Einerseits empfangen wir durch den Glauben den unvergänglichen Samen, durch den wir in das neue, göttliche Leben wiedergeboren werden. Und doch ist schon der Glaube selbst ein Werk des heiligen Geistes, welcher nur in Kindern Gottes wohnt. Also ist nach verschiedener Hinsicht der Glaube ein Teil unserer Wiedergeburt und der Eintritt in das Reich Gottes, so dass Er uns zu Seinen Kindern zählt. Denn wenn der Geist unseren Sinn erleuchtet, so gehört solches schon zu unserer Erneuerung. Auf diese Art entspringt der Glaube aus der Wiedergeburt als aus Seiner Quelle. Aber da wir durch eben diesen Glauben Christus annehmen, der uns durch Seinen Geist heiligt, so wird der Glaube der Anfang unserer Kindschaft genannt.

Doch es lässt sich ein zweiter Gedankengang beibringen: Wenn der Herr uns den Glauben gibt, erzeugt Er uns auf verborgene, geheime, uns unbekannte Weise von neuem! Sobald wir aber mit dem Glauben begabt sind, erfassen wir mir lebendigem, bewusstem Empfinden nicht nur die Gnade der Kindschaft, sondern auch das neue Leben sowie die anderen Gaben des heiligen Geistes. Denn während der Glaube Christus aufnimmt, bringt er uns gewissermaßen in den Besitz aller Seiner Güter. Stellen wir uns also auf den Standpunkt des persönlichen Erlebens, so fangen wir erst nach dem Glauben an, Kinder Gottes zu sein. Wenn aber die Frucht der Kindschaft im Ererben des ewigen Lebens besteht, dann schreibt andererseits der Evangelist offensichtlich allein der Gnade Christi unser ganzes Heil zu. Und sicherlich würden die Menschen, wenn sie auch die verborgenen Winkel ihrer Seele durchstöbern wollten, doch nichts finden, was eines Gotteskindes würdig wäre, als das, was ihnen Christus gegeben hat.

(Calvin)