22. Dezember

2. Korinther 12.8:

Dafür ich dreimal dem Herrn gefleht habe…

 

Allein wie unser Bitten verschiedener Art sein kann, so ist auch die Art und Weise der Erhörung verschieden. Wir bitten um alles, wofür wir eine gewisse Zusage Gottes haben, ganz einfältig, zum Beispiel um Mehrung des Reiches Gottes, um die Heiligung Seines Namens, um die Vergebung der Sünden, wie überhaupt um alles, was uns heilsam ist. Aber sobald wir meinen, gerade so oder so könne oder müsse gar Gottes Reich vorwärts schreiten, dies oder das sei zur Heiligung Seines Namens unbedingt erforderlich, dann täuschen wir uns nur zu leicht. Ebenso greifen unsere Gedanken oft bezüglich dessen fehl, was uns angeblich heilsam ist. Darum können wir mit unbedingter Gewissheit nur die erstgenannten, allgemeinen Bitten aussprechen: Dem Herrn aber über das Wie Vorschriften zu machen, ist nicht unsere Sache. Sobald wir das tun, ist sofort die Bedingung: So Gott will! Stillschweigend gegeben! Solches hat nun auch Paulus ganz gewiss gewusst. Und fassen wir das Endergebnis seiner Bitte ins Auge, so ward es tatsächlich voll und ganz erhört, auch wenn er dem Wortlaut nach eine abschlägige Antwort erhielt. So ergibt sich für uns die Mahnung, nicht den Mut zu verlieren, als wäre das Beten eine verlorene Liebesmüh, auch wenn Gott unseren Bitten nicht die von uns gewünschte Erhörung widerfahren lässt. Auch wir sollen uns an Seiner Gnade genügen lassen, dass heißt, an der Gewissheit, dass Er selbst uns nie verlässt. Denn Erbarmen ist es, wenn Er zuweilen den Seinigen eine Bitte versagt, die Er vielleicht den Gottlosen im Zorn gewährt. Denn Er weiß viel besser, was uns gut ist, als wir es je ahnen können.

(Calvin)