APRIL

15. April

Jakobus 2.14:

Was hilft es liebe Brüder, so jemand sagt, er habe den Glauben und hat doch die Werke nicht? Kann auch der Glaube selig machen?

 

Die Empfehlung der Barmherzigkeit ist immer noch der leitende Gesichtspunkt. Gegen die Drohung, Gott werde die Unfreundlichkeit und Unbarmherzigkeit gegen den Nächsten mit strengem und grausigem Gericht vergelten, gebrauchen die Heuchler die Ausflucht, der Glaube, in dem ja das Heil des Menschen liege, sei genügsam. Gegen diese eitle Phrase richtet sich jetzt der Angriff. Das Ziel der Erörterung ist also: Der Glaube ohne die Liebe nützt nichts, ist völlig tot. Aber nun erhebt sich die Frage, ob denn der Glaube von der Liebe getrennt werden könne. Und wirklich hat ja eine verkehrte Auslegung dieser Stelle jene oberflächliche Unterscheidung eines unausgebildeten und ausgebildeten Glaubens hervorgebracht. Aber nicht die Spur eines derartigen Gedankens hat Jakobus gehegt, denn aus den ersten Worten steht es fest, dass er von einem heuchlerischen Bekenntnis spricht. Er beginnt doch nicht: So jemand den Glauben hat, sondern: So jemand sagt, er habe den Glauben. Damit weist er doch deutlich darauf hin, dass die Heuchler mit dem leeren Begriff des Glaubens protzen, der in der Tat ihnen nicht im Geringsten zukommt. Wenn Jakobus hier also im Sinne seiner Gegner den Bergriff des Glaubens handhabt, so ist das eine Konzession, ein Zugeständnis, das er ihnen nur zum Zwecke der logischen Auseinandersetzung macht. Sofern wir nur auf der Suche bestehen bleiben, können wir ohne Schaden, ja vielleicht zum Vorteil der Sache, dem Gegner eine gewünschte Begriffsbestimmung zugestehen, weil ja bald infolge gründlicher Auseinandersetzung der Sache auch der Begriff ihm ohne Schwierigkeit geraubt werden wird.

(Calvin)