JONA-PREDIGTEN

6. Jona-Predigt - VII. Teil

 

VII. Wie Gott der Herr in Seiner großen Langmut ihn an dem Kürbis belehrt, dass Jona, wo es um die Anwendung ging, Gottes Wege und Wesen gar nicht verstand und Gott ganz unähnlich war.

Jona 4. 10-11

Und der Herr sprach: Dich jammert der Kürbis, um den du dich nicht gemüht hast, hast ihn auch nicht aufgezogen, der in einer Nacht ward und in einer Nacht verdarb, und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt, in der mehr als hundertundzwanzigtausend Menschen sind, die nicht wissen, was rechts oder links ist, dazu auch viele Tiere?

Denn so macht es auch der Herr mit Jona! Diese Rede des Herrn ist schlagend; ein Kind kann sie verstehen! Einen Menschen Gottes, zu allem guten Werk vorbereitet, jammert eines Kürbis, welchen er nicht gepflanzt und auch nicht aufgezogen hat! Einen Kürbis, welcher eines Abends kam und der Morgens frühe verschwunden war – aber es jammerte ihn nicht einer solch großen Stadt Gottes wie Ninive war! Wäre Ninive untergegangen, so hätte er Gott gepriesen! Und weil der Kürbis verschwindet, wünscht er sich den Tod! Gottes Feuer würde er über die Niniviten haben kommen lassen, die ganze Hitze seines Zorns, er meint das brenne nicht – und wo es ihn ein wenig brennt, will er nicht länger leben! Sein Wort aus dem Munde Gottes vom Untergang soll rasch in Erfüllung gehen, aber ob Gott dadurch gerechtfertigt und der Nächste eben durch ein solches Wort errettet würde, kommt ihm nicht in den Sinn! So hat er denn gar keine Liebe Gottes und des Nächsten in sich, obschon er ein Prophet des Herrn ist! Der Herr beschämt ihn sogar damit, dass er keine Liebe zu den jungen Kindern hat, dass er auch nicht an das Vieh gedacht hat, und also bloß an sich selbst denkt. Ja, einen Propheten jammert es mehr eines Kürbis, als einer großen Stadt!

Und mit dieser Belehrung und Frage des Herrn, worüber noch viel zu sagen wäre, schließt das Buch Jona. Gar keine Antwort mehr von Jona, gar keine weitere Geschichte von ihm, wie denn nun sein Ende gewesen sei; auch kein Wort mehr von den Niniviten. Dazu auch viele Tiere – dies ist das letzte Wort des Buches!

Die Meinung des heiligen Geistes habt ihr vernommen: Nur in Christus Jesus ist ein Mensch vor Gott gerecht! Gott rechtfertigt einen Gottlosen, dieser Gottlose geht allein an der Hand der Gnade den Weg der Gebote Gottes und ist als solcher heilig. Das Wort, worin er aufgenommen ist, schafft alles vor ihm her und tut eitel Wunder. Nur durch tiefe Wege, durch die Hölle hindurch, macht der Mensch diese Erfahrungen zur Seligkeit, und an der Hand seines Gottes tut er den guten, wohlgefälligen und vollkommene Willen Gottes von Herzen. Das Ganze ist aber alles des Heiligen Geistes Werk und Frucht und kein Gesetz ist gegen einen solchen Menschen in Christus Jesus. Dagegen ist und bleibt ein solcher ein Mensch um und um, der von Gottes Wort und Wegen nichts Rechtes versteht und auch vor dem Gesetze an und für sich selbst gar nicht taugt. Geht es nicht so, wie er es sich vorgestellt, wird er alsbald an allem irre und meint, er sei in seinem Rechte und Gott handle nicht mit ihm, wie er sollte. Und er gibt in seinem Unmut Weg, Leben und Seligkeit, alles mit einander, dran. Nur mit dem Sichtbaren ist der Mensch an und für sich selbstzufrieden. Und wenn er es gut hat, so mag die ganze Welt treiben, wie sie kann.

Gott der Herr aber lässt die Seinen nicht in solch einem verkehrten Sinn! Im Gegenteil: Er belehrt sie als ein guter und liebender Hausvater! So werden sie denn mehr und mehr beschämt über allen ihren Behauptungen und über dem, was sie gesucht haben! Und sie müssen sich am Ende gestehen: Gott ist allein weise! Auch ist Er alleine gut, Er allein hat die Erkenntnis von Gutem und Bösem – ich bin nicht wie Gott!

Ich schließe meine Predigten mit der Bemerkung: Wie gut es ist, dass wir Menschen, seien wir auch Propheten des Herrn, nicht Gott sind und Gottes Gewalt und Macht nicht in eigner Faust haben! – Sonst wäre die Kirche und die Welt schon längst zu Grund gerichtet! Und es würde das eine Kind Gottes das andere in den Abgrund schleudern! Nunmehr bleibt es aber dem Worte anheimgestellt, mit Juden und Barbaren, mit Keuschen und Huren, mit Ehrlichen und Zöllnern, mit Heiligen und Sündern (demnach auch mit einem jeden von uns!!!) zu handeln nach Seiner Weisheit und nach Seinem Wohlgefallen.

Jona und Hiob waren irre an ihrem König geworden, weil sie nicht begriffen, dass ein guter Kriegsknecht die Treue des Königs nicht in Verdacht nehmen soll, wenn er auch durch einen Kugelregen hindurch muss, welchen der König selbst angeordnet hat. Und wer versteht den großen Gott in Seinem Tun? Nur einer verstand Ihn, kannte Ihn, nahm Ihn nicht in Verdacht, obschon der Vater Ihn noch ganz andren Dingen Preis gab: Sein Name ist Jesus Christus! Durch Ihn sei Gott gepriesen, dass wir bei dem Weheruf: Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leib diese Todes? keine Verdammung zu erwarten haben! Die Heiligen der Welt können mit ihrer Theologie von Werken, Heiligkeit und Tugenden den Propheten Jona nicht verstehen. Aber die Heiligen Gottes kennen sich selbst nicht besser! Sie freuen sich über Gottes Trostwort: Ihr seid Menschen, aber ich bin euer Gott. Und welche von euch solche Heiligen sind: Freuet euch solcher unaussprechlichen Geduld und Langmut der Liebe, womit Gott uns in die Lehre genommen hat! Sind bei uns Eingeweide, so sind sie da in Christus Jesus, sonst sind nicht mal Eingeweide bei uns für die stummen Tiere, für das Geschöpf Gottes, welches keine unsterbliche Seele hat, wie viel weniger für die, welche eine unsterbliche Seelen haben. Es ist aus mit allem Ruhm des Fleisches! Wer sich rühmt, der rühme des Herrn allein! In Ihm sind die Gerechtigkeit, die Weisheit und die Stärke! Bei Ihm allein ist die Treue, die Liebe, die Gewogenheit zu dem Verlorenen! Und so wird durch uns Sein Rat vollbracht werden, dass Er allein die Ehre davon haben wird! Bei uns die Beschämung, Sein die Barmherzigkeit und Güte.  Amen.