JONA-PREDIGTEN

6. Jona-Predigt - V. Teil

 

V. Dass daselbst Gott einen Kürbis über sein Haupt wachsen und denselben Tags darauf wieder dürre werden lässt, wobei Jona so voll Eigenleibe ist, dass er lieber den Kürbis hätte bestehen lassen zu seinem Nutzen, als die Niniviten zur Verherrlichung der Erbarmung Gottes.

Jona 4. 6-8a

Gott der Herr aber ließ einen Kürbis wachsen; der wuchs über Jona, dass er Schatten gäbe seinem Haupt und ihm hülfe von seinem Unmut. Und Jona freute sich sehr über den Kürbis. Aber am Morgen, als die Morgenröte anbrach, ließ Gott einen Wurm kommen; der stach den Kürbis, dass er verdorrte. Als aber die Sonne aufgegangen war, ließ Gott einen heißen Ostwind kommen, und die Sonne stach Jona auf den Kopf, dass er matt wurde.

Aber der Hausvater weiß wohl, was er in seine Kinder gelegt hat und wie er sie zu lehren hat, dass sie zufrieden werden mit allen Seinen Wegen, sich tief schämen vor ihrem Gott und umso mehr Ihn als den allein weiden Hort und Herrn erhöhen und groß machen. Die Hütte, welche Jona sich erbaut hatte, gab ihm doch kaum Schatten genug gegen die Sonnenhitze, und je mehr die Sonne stach und die Umkehrung Ninives ausblieb, umso verdrießlicher und zorniger musste Jona werden. Da heißt es nun: Gott der Herr aber verschaffte einen Kürbis, der wuchs über Jona, dass er Schatten gab über sein Haupt und errette ihn von seinem Übel.  Und Jona freute sich sehr über den Kürbis.  Gott der Herr, der Himmel und Erde erschaffen, kann wohl schnell da was emporkommen lassen, wo sonst nichts wächst. So überschattet Er denn Sein Kind mit einem Rizinusbaum.  Das machte dem Jona große Freude; er war nun vor der Hitze besser geschützt. Er bekam eine bessere Laune und er konnte die Umkehr der Stadt etwas geduldiger abwarten. So gibt der Vater dem Kind eine Spielsache, um es für einen Augenblick zufrieden zu machen in seinen Schmerzen. Jona mag wohl für einen Augenblick gedacht haben: Nun lass  Ninive noch eine Weile stehen bleiben – ich freue mich, dass ich es wenigstens hier etwas besser aushalten kann. Und sein Eifer für Gottes Wort und Wahrheit legt sich ein wenig, indem er selbst etwas abgekühlt wird durch den schattenreichen Baum.  So legt er sich zufrieden zur Ruhe. Aber der Herr, der den Wal erschaffte, um ihn zu erretten von seinem verkehrten Wege, der auch den Baum gegeben hatte, um Jona schmecken zu lassen, wie wohl es einem Menschen ist, erlöst zu werden von seinem Übel, der verschaffte einen Wurm des Morgens, da die Morgenröte anbrach. Dieser stach in den Kürbis, so dass der verdorrte – und aus war es mit allen frohen Erwartungen des Propheten und die Sonne fing an zu brennen mit aller ihrer Glut. Dabei bleibt es nicht einmal dabei: Er bekommt Stoß auf Stoß! Nun ist ihm die Hütte nicht allein verdorben, der Kürbis nicht allein verdorrt, nicht allein sein schattiger Weiler ist ihm zerstört: Als die Sonne aufgegangen war, verschaffte Gott einen heißen Ostwind; und die Sonne stach Jona auf den Kopf, dass er matt wurde. Tat Gott solches nun von Herzen? Er plagt und betrübt Seine Menschenkinder nie von Herzen! Aber wir wollen des Wortes Diener nicht sein, sondern Meister! Es hat manchmal den Anschein, als verfahre der Herr sehr hart und unbarmherzig mit Seinen Kindern. Hat Er ihnen eben was gegeben, worüber sie sich darüber freuen – es währt nicht lange, und der heiße Ostwind ist wieder da! Und es scheint gelogen, was Gott verheißen hat: Die Sonne wird dich nicht stechen des Tages, noch der Mond des Nachts. Liegt es aber an Gott oder an uns? Hat Er auch Ursache dazu, dass Er uns klagen lässt: Er hat meinen Weg vermauert mit Werkstücken und meinen Steig umgekehret. Er hat auf mich gelauert wie ein Bär, wie ein Löwe im Verborgenen. Er lässt mich des Weges fehlen, Er hat mich zerstückelt und zunichte gemacht. Wozu werfen wir unsere Freude über den Haufen? Wozu der heiße Ostwind? Wozu das stäupen und stechen? Das ist des Herrn Liebe und Treue: Uns zu belehren, dass Er es allein ist und das wir nichts sind – seien wir auch ein Prophet, ein Mann Gottes oder seien wir auch einer der Allerheiligsten! Die Hand in den  Busen! In Christus Jesus ist Leben und an Ihm die Frucht! Und alles bewegen, tun, denken und wollen ist nach Gottes Gesetz lediglich in Ihm! Aber wir? Mit allen Gaben des Geistes wissen wir, wenn es uns überlassen ist, nichts auszurichten! Und was wir können, ist allein dieses, dass wir schön allerlei Verkehrtheit an den Tag legen –  mehr aber vermögen wir nicht! Wir sollten es nur in  Wahrheit von uns wissen wollen, Gottes Wort hin oder her – aber wir suchen solches, was die Naseweisheit und die Eigenliebe eingibt! Und haben wir das in unseren Händen, so lassen wir alles Übrige sein, was es sein mag. Solches lässt Gott aber bei uns nicht stehen: Es soll uns bekannt, uns aufgedeckt und von uns anerkannt werden, auf dass kein Fleisch sich rühme vor Gottes Angesicht und uns Gott als der allein weise und ewige  König anerkannt bleibe! Als ein Gott, der es allein versteht selig zu machen! Dazu kommt denn der heiße Ostwind, dazu muss uns davor und danach die Sonne auf den Kopf stechen, dass wir matt werden!