JONA-PREDIGTEN

6. Jona-Predigt - IV. Teil

 

IV. Dass aber Jona darauf nicht Acht gibt und sich  außerhalb der Stadt eine Hütte baut, um zu sehen, ob nicht vielleicht Gott Seine Predigt noch handhaben würde.

Jona 4. 5

Und Jona ging zur Stadt hinaus und ließ sich östlich der Stadt nieder und machte sich dort eine Hütte; darunter setzte er sich in den Schatten, bis er sähe, was der Stadt widerfahren würde.

Man möchte fragen: Ist es möglich? Hat der Jona ein so hartes Herz, dass er so wenig Acht gibt auf die Stimme des Herrn; auf die Belehrung des Heiligen Geistes?

Ach ja, wenn Gott spricht: Ich will das steinerne Herz aus euch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben, so mag es vor Gott wahr sein. Und wir haben es zu glauben, dass Er das steinerne weggenommen und uns ein fleischliches gemacht hat! Ein weiches Herz wird wohl da sein, auch ein mitleidendes, barmherziges Herz – die volle Nächstenliebe, wenn es der Herr gesagt hat! Wir sollen aber nichts davon sehen, nichts davon in unserer Macht haben –  vielmehr sollen wir es erfahren, dass wir an und für uns selbst das steinerne, unbarmherzige, lieblose Herz behalten haben! Denn dies war ganz lieblos von Jona, sich dahinzusetzen und es abzuwarten, ob denn nicht die Stadt am Ende würde untergehen, so dass alles Schreien und heftige Rufen der Leute von Ninive, auch ihrer kleinen Kinder und des armen Viehs ihnen doch nichts geholfen hätte! Dazu setzte er sich in seinem Überdruss der fürchterlichsten Hitze der Sonne aus. Weil Ninive nicht in der Hitze des Zorns umkam, wollet er selbst sich durch die Hitze der Sonne plagen lassen und davon sterben, aber Gott sollte die Stadt umkehren. Da ihm aber die Hitze zu arg ist, machte er sich daselbst eine Hütte und setzte sich darunter in den Schatten; da ist er denn vor dem Sonnenbrande halb geborgen, aber Ninive muss durchaus umgekehrt werden, weil er solches gepredigt hat.
Ob wir es besser machen? Haben wir den Menschen die Wahrheit zu sagen, so kommen wir mit Gottes Wort und drohen und dräuen mit diesem Worte! Was nun das Wort heute und morgen wirken wird, darauf geben wir nicht acht! Es muss aber so kommen wie wir gesagt haben, und ausrotten möchten wir das Unkraut mit dem Weizen.

Da ist nun Jona und wartet ab, ob nicht das Feuer von dem Himmel bald herunterfahren wird. Sieht es nicht so aus, als wäre er der Teufel?! Oh wie wenig war er Gott ähnlich! Wie schien es ganz auf ihn anwendbar: Wenn ich allen Glauben hätte, also dass ich Berge versetzte, und ich hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts! Denket euch einen Menschen, selbst einen Sünder, der sonst doch wusste, dass ein Mensch nichts nehmen kann,  es sei ihm denn von oben gegeben – einen Menschen, dem so viel vergeben war, – er konnte die große gewaltige Stadt überschauen, welche in Sack und Asche lag und seine Eingeweide brausen nicht über die tausende von unglücklichen Menschen! Er würde gesagt haben: So ist es recht! Wenn die  ganze Stadt in Flammen aufgegangen wäre! Nein, dieser Jona muss vor dem Gericht der Philanthropen verdammt werden. Schade nur, dass die Philanthropen ganze Länder und Reiche, wie auch ganze Gemeinden in das Unglück und in das Verderben stürzen, wenn man nicht nach ihrer Philanthropie regieren und einhergehen will! Jona wird aber den Angefochtenen, die keine Liebe in sich finden, zum Trost vorgehalten, damit sie wissen, dass die Menschen Gottes Menschen sind! Und dass sie aufhören, die Liebe in der eigenen Hand haben zu wollen! Denn die Liebe, welche die Gläubigen haben, ist in Christus Jesus und wird nur nach Gottes Willen rege, wenn der Geist in den Rädern ist. Ohne dies bringen sie es mit aller Liebe doch zu nichts! Denn ohne Gott wirkt ihre Liebe  doch stets verkehrt. Und alle unsere guten Taten sind Untaten, und unser Barmherzig-sein ist Unbarmherzigkeit!

Es war doch auch eine Aufgabe für Jona! Ließ Gott sein Wort nicht kommen, welches er gepredigt hatte, so wäre es doch nicht Gottes Wort. So sei er kein Mann Gottes, so sei Gott nicht mit ihm, sei sein ganzer Weg verkehrt und er stecke dann wohl in Sünden und Ketzerei. So hat Jona wohl gemeint, dass er den rechten Glauben habe. Aber nunmehr zeigte sich, dass sein ganzer Weg auf Einbildung beruhte: So sei Gott wider ihn und für die Niniviten, und er sei nicht errettet, sondern liege noch in der Finsternis!

So ist der Mensch bei aller Erfahrung die er macht: Weil er nicht Acht gibt auf alles, was zwischen dem Grunde und Anfang liegt, wovon er ausgeht, und dem Schluss und Ende, wohin er steuert! So verdammt er Gott und seinen eigenen Weg oder des Nächsten Stand. Es muss alles so kommen und so dastehen wie er es meint.