JONA-PREDIGTEN

6. Jona-Predigt - III. Teil

 

III. Dass darauf der Herr es ihm zu bedeuten gibt, ob er billig zürne.

Jona 4. 4

Aber der Herr sprach: Meinst du, dass du mit Recht zürnst?

Jona 4.9

Da sprach Gott zu Jona: Meinst du, dass du mit Recht zürnst um des Kürbis willen? Und er sprach: Mit recht zürne ich bis an den Tod.

Aber groß sind der Langmut und die Geduld des Herrn! Und wie verkehrt, wie sündig, wie rebellisch das Gebet des Jona auch sei, Gott antwortet ihm dennoch auf sein schlechtes Gebet! Der Herr macht es wie eine verständige Mutter: Er schlägt nicht drauf zu, gibt aber auch von der Gerechtigkeit nichts nach. So lesen wir: Aber der Herr sprach: Meinest du, dass du billig zürnest…? Über eine solche Antwort konnte Jona einmal nachdenken. Denn so verfährt der große Gott mit Seinen Kindern! Er könnte uns mit einem Schlag von Sich stoßen in unserer Verkehrtheit und uns ein ewiges Schweigen auferlegen in Seinem Zorn – aber Er tut nicht mit uns nach unseren Sünden und ist eingedenk, dass wir Staub und Asche sind! Er schlägt uns deshalb nicht tot, weil wir Ihn nicht verstehen! Er verstößt uns nicht, weil wir meinen, wir haben billig an Seinen Wegen allerlei auszusetzen!

Ihr kennet diesen Herrn, welcher zu Jona sprach: Meinest du, dass du billig zürnest? Er ist derselbige von dem bezeugt wird, dass Er alle unsere Sünden auf sich lud! Und dass Er den Brüdern in allem gleich wurde, auf das Er barmherzig wäre und ein treuer Hohepriester zur Versöhnung der Sünden des Volkes! Er achtet selbst auf die Äußerungen der Verkehrtheit der Seinen, auf ihre verkehrten Gebete. Und Er unterrichtet sie ganz schonend aber auch majestätisch, so dass ein Menschenkind vor Seinen Antworten und Belehrungen zusammen sinken sollte. Nur der Mensch achtet in seinem verkehrten Sinn nicht auf die Belehrungen seines Gottes! Der Herr hat viele Mühe mit ihm, bis Er ihn davon überzeugt hat, dass die Billigkeit und die Gerechtigkeit immerdar auf Seiten des Herrn sind, eitel Unbill und Unvernunft aber auf Seiten des Menschen!

Jona gab darauf auch nicht acht – er meinte doch, er zürne billig! Bis dahin hatte er das Wesen der Stadt angesehen, wie da alles vom König bis zum Bettler in Sack und Asche lag. Alles war zerknirscht und zerschlagen und das Wort des Propheten hatte mächtig gewirkt – es hatte Wunder getan! Aber das alles gefiel dem Propheten nicht, denn aus dem Worte vom Untergang wurde nichts! Sein Wort und seine Predigt wurden Lügen gestraft! Ja, er zürnte billig, wie er meinte – und ohne auf Gottes Antwort, auf eine schonende und belehrende Frage zu merken, verlässt er die Stadt!