JONA-PREDIGTEN

2. Jona-Predigt - Jona 2.6-7

 

Jona 2.6 – 7:

Wasser umgaben mich bis an mein Leben, die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt. Ich sank hinunter zu der Berge Gründen, die Erde hatte mich verriegelt ewiglich; aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, Herr, mein Gott.

Das Anhalten bei Gott, obschon man denkt, ich bin ganz von Ihm verstoßen, muss seine herrliche Frucht, muss die Frucht der Gerechtigkeit von sich geben. Solches teilt Jona uns mit zum Trost aller Notleidenden und Angefochtenen, da er es in diesen Versen wiederholt, in welcher Drangsal er gewesen ist: Wasser umgaben mich bis an mein Leben. Bis an die Seele also, bis an die Lippen, so hoch kam es. Denn da der Fisch ihn verschluckte, verschluckte er zugleich eine Menge Wassers, so dass Jona in solcher Flut dem Tode nahe war. Wie wir denn auch wohl denken: Jetzt hat es ein Ende, nunmehr kommst du um, es ist aus mit Gottes Gnade, aus mit Seiner Hilfe. Die Tiefe des Abgrunds umringte mich, so dass es hieß, wie es zu dem Angefochtenen manchmal heißt: Du bist in unserer Gewalt, meinst du noch, dass du Gottes bist, du kommst hier nie wieder heraus, wir halten dich fest, du bleibst in unserer Macht deiner Sünden wegen.

Schilf bedeckte mein Haupt oder war meine Hauptbinde, so klagt er weiter. Denn das Schilf, welches der Fisch einschluckte, setzte sich um sein Haupt. Das war auch ein anderer Kopfschmuck als wenn die Gemeinde singt: Du bedecktest mein Haupt mit einer Krone von feinem Golde. Ach, alle die dort oben werden Kronen tragen, sollen es verstehen, dass hienieden unter ihrem mit Dornen gekrönten Haupte Christus manchmal Schilf als eine Binde um ihr Haupt sich schlingt, so dass der Teufel wohl volles Recht zu haben scheint, sie zu beschimpfen ob solcher Krone! Ich sank hinunter zu der Berge Gründen, nämlich mit und in dem Fisch, so dass er tiefer versunken lag als das Äußerste und Unterste aller Festigkeit, worauf man fußen kann. Wie denn auch der Angefochtene manchmal sich so tief versunken fühlen kann in seiner Not, dass es ihm unmöglich scheint je wieder die Höhe Gottes, die Höhe seines Heils erreichen zu können; weshalb auch der Prophet noch folgen lässt: Die Erde hatte mich verriegelt in Ewigkeit, dies ist: Ich war in dem Fisch auf dem Boden des Meeres wie in einem Gefängnis eingeschlossen, dessen Riegel man zugestoßen hat, so dass der Gefangene nichts anderes ahnen kann, als dass er für immer darin wird bleiben müssen. Ach, solches ist ein schrecklicher Zustand, wenn wir uns so von der Wucht der Not erdrückt fühlen, dass wir uns wie lebendig in einem Grab befinden, wenn alle Zweifel uns so überwältigen, dass jede Öffnung zu Gott und Seinem Herzen hin uns wie verriegelt ist und alles uns zurraunt: Nie, nie kommst du in den Himmel, nie wirst du Errettung erleben, auf immer bleibst du verloren und verstoßen; andere mögen hinausgelassen sein, aber du bleibst für immer des Unheils Beute. Ja, es haben die Heiligen Gottes grausame Erfahrungen gemacht, wie weit es mit der Verzweiflung gehen kann, und wie schrecklich es ist, mit dem Tode und mit der Not kämpfen zu müssen, wenn man gar kein Licht, keinen Trost von oben hat. Nun kommt indessen ein ‚aber’, dass ist doch ein anderes ‚aber’ als das ‚aber’ des Teufels, der Not und des zaghaften Herzens: Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt (heraufgebracht), Herr, mein Gott.

So gibt denn Gott den Elenden auch ein ‚aber’; welches ein Siegeslied ist. Das Verderben ist freilich da, eine Grube, welche verzehrt, wie wir es in Hiob 33. 15 – 22 lesen. Alles wird verzehrt in der Not, dass kein Fleisch mehr auf dem Gebein bleibt, und das Gebein behält kein Mark mehr. Wo indessen bei uns ein ‚aber’ nach dem andern aufkommt: Aber die Not, aber die Sünde, aber der Tod, aber die Hölle, aber der Zorn und die Verdammung, da erhält aber der Geist der Freimütigkeit am Ende dennoch die Oberhand, die Stimme der Elenden kommt hinauf zu den Ohren Gottes und das Kreuz Christi, welches nicht mehr gesehen wurde, beginnt mitten in unserem Verderben wieder zu strahlen in neuem Glanz der Liebe Gottes. Der Donner schweigt, der Unglaube vermag nichts mehr, und ehe man es vermutet, sieht man Ihn wieder, der unsere Seele von neuem geborgen hat. Wir sind aus der Grube heraus, wir sehen den Heiland Gottes und rufen mit Thomas aus, die Augen gerichtet hat auf Seine Wunden, auf Sein Leben: O mein Herr und o mein Gott – wie auch Jona hier ausruft: Herr, mein Gott. Herr, denn Er hat uns erkauft und ist doch mächtiger als der große Fisch, als der tiefe Abgrund, als die gewaltige Flut, als das Gefängnis, welches seine Riegel über uns zugestoßen hat. Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden, und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.

Mein Gott – ja, das meinen, dass ‚mein’ sagen, dass mein Gott sagen – es kommt doch endlich! Gott hat geantwortet, die Stimme des Klagens gehört, man erblickt Seine Treue! Die Unveränderlichkeit Seiner Liebe! Die Wahrheit Seines Wortes und aller Seiner Verheißungen! Man fühlte sich ausgestoßen von Seinen Augen, verworfen von Seinem Tempel, dem Tempel Seiner Heiligkeit, man lag in der Tiefe – aber in der Hölle besucht Er den Verlorenen und so ist man denn nicht beschämt worden über Seinem ‚jedoch’, und der Verlorene in seinem Versinken ergreift Ihn mit beiden Armen, und was sollte er anders sagen können als mein Gott? So kann ein solcher Gott, der uns in unserer Verlorenheit besucht, doch nur ein Gott der Verlorenen und Elenden sein!

Meine Geliebten! Ist es uns nicht zum Trost aufgeschrieben worden: Aber du hast mich aus dem Verderben heraufgebracht, Herr, mein Gott? Sollen wir deshalb nicht allerlei Mut in dem Herrn ergreifen, besonders in dieser Zeit der Bedrängnis? Was dem Jona widerfuhr, widerfuhr auch dem David, widerfuhr allen Heiligen Gottes, besonders aber unserm teuren Heiland und Herrn Jesus Christus. In allen Psalmen hören wir Ihn klagen, wie alle Wellen und Wogen Gottes über Ihn hergingen. Aber das hat Er auch bezeugt: Du wirst meine Seele in der Hölle nicht verlassen, du wirst nicht zulassen, dass dein Heiliger die Verwesung sehe. Christus ist erstanden, erlöst von Todesbanden.! Unsere Sünden hat Er getragen und alle unsere Not! Darum muss es uns gelingen, dass wir Antwort bekommen, wenn wir zu Ihm rufen! Dass unsere Stimme gehört wird, wenn wir zu Ihm schreien aus dem Bauch der Hölle! Darum werden wir nicht beschämt werden wenn wir das jedoch werde ich den Tempel deiner Herrlichkeit wiedersehen vernehmen lassen – auch dann, wenn wir denken, ich bin ausgestoßen vor Seinen Augen. Habe sich auch die Erde ewig verriegelt über Gottes Kinder, Er trägt die Schlüssel der Hölle und des Todes. Dieser unser starker Simson lässt sich nicht halten, und Sein Volk lässt Er auch nicht halten durch Schloß und Riegel. Er hat uns Sein Wort gegeben, welches ist gewisser und wesentlicher als alle Macht des Verderbens und des Umkommens. Darum halten wir uns an Ihn, so werden wir wohl ein Durchkommen mit Ihm finden, und es wird endlich wahrhaftig dieses unser letztes Wort sein: Du hast mich erlöst, o Herr, du treuer Gott! Amen.