JONA-PREDIGTEN

2. Jona-Predigt - Jona 2.3

 

Jona 2.3:

Und sprach: Ich rief zu dem Herrn in meiner Angst, und er antwortete mir; ich schrie aus dem Bauch der Hölle, und du hörtest meine Stimme.

Wir haben ein Gebet vor uns wie die Gebete Davids fast alle sind. Ein Geist leitet alle heiligen Gottes. Sie verstehen nicht zu beten, aber der Geist betet ihnen vor. Angst haben wir gehabt, wir haben geschrieen zu dem Herrn, wir haben auch Antwort bekommen – das wissen alle Heiligen Gottes zu erzählen; erzählen es einander gerne! Wer am schreien ist, teilt es mit, dass er in Angst ist – und wer Antwort hat, teilt es mit, dass er geschrieen hat! So wird dann den anderen Mut gemacht, dass sie es vernehmen: Auch andere Kinder Gottes waren in Angst! Und dass sie es auch vernehmen, dass sie geschrieen und Antwort bekommen haben. Da fangen sie denn auch an zu schreien aus ihrer Angst. Es muß für Jona schrecklich gewesen sein, als er es nun wirklich erlebte, dass die Leute ihn über Bord warfen. Denn wir geben uns wohl gerne dran, aber wenn es dann wirklich dazu kommt, so ist der Schrecken da wie ein gewappneter Mann. Selbst der Herzog unserer Seligkeit ging ganz freiwillig seinem Leiden an unserer statt entgegen – aber wir wissen, was in Gethsemane vorfiel. Wir mögen so gerne singen: Tu was du willst mit mir, wird’ ich nur zugerichtet! Aber das ‚wie’ dieses zugerichtet-werdens, der Weg darin wir Gottes Heiligung teilhaftig werden, ist ein Weg des Umkommens! – So wie Jona in das Meer geworfen werden sollte, musste ihn die Angst überfallen. Aber der Glaube wirkt bei ihm ein Schreien zu dem Herrn: Alles Übel, so er mit in diesem Jammertal zuschickt wird, kann er als ein allmächtiger Gott mir zu gut wenden und will es als ein getreuer Vater auch so tun. Denn die des Herrn sind, können nie in eine Not hineingeraten, welche sie auch sei, ohne dass sie anfangen zu schreien und zu dem Herrn rufen. Solches tut der Geist in ihnen,  geschehe es auch unter der Last der Bürde mit diesem Stöhnen, welches man nicht unter Worte zu bringen weiß. Denn ein heftiges Schreien zu Gott besteht gewöhnlich aus ein paar Worten: Ach Gott, ach mein Gott, und dergleichen. In dieser Angst, in der äußersten Beklemmung, befand sich Jona. Aus dieser Angst schrie er zu dem, der alles vermag und dem nichts unmöglich ist, dem auch nichts zu wunderbar ist. Und er erhielt Antwort! Gott hört die Sünder nicht, die fromm sein wollen auf eigne Faust, und sieht nicht die Tränen der Esaus, die den Segen nicht wollen, sondern das äußerliche Glück, das mit dem Segen verbunden ist, hat Er noch nie gezählt. Aber Jona fühlte sich rettungslos verloren – und das seiner Sünden wegen! Dennoch wandte er sich zu der Gnade Christi! Er schrie zum Heil von dem Herrn, trotz der Verdammung! Solches hat Gott gefallen; darum antwortete Er ihm. Hinterher hat es aber Jona erst gesehen, dass Gott ihm mit der Tat geantwortet hat, indem Gott den Fisch verschaffte, der ihn verschluckte. In diesem Augenblick aber, als der Fisch den Rachen auftat, mag Jona wohl gedacht haben: Statt dass ich Antwort bekomme, ist nun die Not noch größer, und es ist gar aus mit mir! Denn so geht es immerdar: Wenn uns angst ist, fangen wir an zu schreien. Der Herr aber verschafft die Mittel der Errettung! Die haben von vornherein ein Ansehen, dass nunmehr unser Verderben völlig beschlossen scheint und wir zu klagen haben: Ich sinke noch immer tiefer darein. Der Weg der Errettung ist in unsern Augen eine Höllenfahrt! Und wir wähnen uns und befinden uns auch mitten in der Hölle, wenn Gott dabei ist uns zu erhalten. Darum bezeugt Jona: Ich schrie aus dem Bauch der Hölle, und du hörtest meine Stimme. Der Bauch des Fisches war für ihn der Bauch der Hölle. Denn er hatte geschrieen zu dem Herrn, da er von den lebenden Wellen aufgenommen wurde. Und war das nun Erhörung, dass er durch einen Fisch verschluckt wurde? Ach, er sank in noch tiefere Not hinein! Aber aus der Mitte dieser Hölle schrie er um Heil! Er klagte es seinem Gott, dass Gott so wenig sein Gebet erhört! Dass er nun auf ewig verschlungen war durch das Verderben! Und nun erzählt er uns weiter, dass der Herr sich seiner angenommen und ein Ohr für seine Stimme, sein Klagen, Schreien und Stöhnen gehabt hat. Darum sollen wir nicht zweifelmütig werden, wenn wir zu dem Herrn schreien! Und wenn die Not nun noch einmal so groß wird als die vorige, hintennach werden wir erfahren, dass eben in der verzweifelten Lage der Herr uns nahe ist mit Seiner Antwort! Auch sollten wir uns nicht vom Gebet abhalten lassen durch den Gedanken: Weil ich mich in dieser Hölle befinde, darf ich nicht zu Ihm schreien, denn ich habe es mit meinen Sünden wohl verdient, dass ich in solchem Abgrund stecke. Denn der heilige Geist stellt hier für alle, die nach der Barmherzigkeit ein Verlangen tragen, an Jona ein Beispiel auf, dass, wie tief auch die Hölle sei, der Herr Gott im Himmel dennoch das Schreien um Heil, um Errettung, um Seligkeit wohl hören kann und auch hören will! Darum sagt Jona: Du hörtest meine Stimme. Diese Erhörung war ihm wohl überraschend, er hat es aber aufgeschrieben zum Trost aller Aufrichtigen, die sich aus der Hölle nicht retten können. Und er predigt solchen: Haltet nur an mit Schreien um Heil und Seligkeit, der Herr wird euch auch überraschen, obschon euch alles zuruft, der Herr habe euch in die Hölle geworfen eurer Sünden wegen, Er habe euch von Seinem Angesichte verstoßen und euch fahren lassen. - Solche schreckliche Anfechtung hat Jona auch durchgemacht. – Höret doch nur, wie er darüber seinem Gott klagt!