JONA-PREDIGTEN

2. Jona-Predigt

II. Predigt über den Propheten Jona: Verse  2.2 – 2.7

 

 

Jona 2.2:

Und Jona betete zu dem Herrn seinem Gott im Leibe des Fisches.

Die Heiligen des Fleisches und des Teufels haben alle schwimmen können, selbst wenn sie von Stein gewesen sind. Die wahrhaftigen Heiligen, die da des Geistes und Gottes sind, würden von jeher ertrunken sein, hätte der Herr selbst sie nicht wunderbar erhalten. An Mitteln fehlt es Ihm nie, welche geeignet sind gegen die augenblickliche Not und Gefahr! Die Worte: ‚Der Herr verschaffte’ oder ‚Er verordnete’ sind wohl zu beachten. Denn sie beweisen, dass der Herr die Hilfe sowohl verordnet hat als auch die Not, und dass Er auf die Minute zur Hand ist mit Seinem Heil! Darin beweist Er Seine Treue, dass noch stets der Tod verschlungen und verschluckt wurde durch das Leben, wenn es mit unserm Leben ein Ende hatte. Und es ist der Herr noch nie eine Sekunde zu spät gekommen mit Seiner Errettung! Es bleibt stets denkwürdig, dasss der Herr so auf der Stelle einen großen Fisch herbei hatte, der Jona auffangen und ihn verschlucken mußte, ohne ihm auch das geringste Leid zuzufügen. Freilich, da Jona den Fisch erblickte, mag er wohl gedacht haben: Nun ist es auf ewig mit mir vorbei! Was aber zu seinem Verderben heranzukommen schien, war seine Errettung; und was ihn verschlang, verschlang ihn zu seinem Heile. Die, welche des Herrn sind, müssen mit Christus drei Tage und drei Nächte in den Ofen des Elends, in den Rachen des Umkommens. Es gibt eine Zeit, wo das köstliche Licht weicht, und da ist es Finsternis – eine Zeit, worin diese Finsternis gräßlich ist, und man seines Lebens sich erwägt. Und es gibt auch eine Zeit, wo es mit einmal wieder heller wird. Das geht manchmal so auf und ab, so vor und nach mit den Kindern Gottes. Aber die Finsternis und die Hölle kann sie nicht halten. Denn sie fangen an, aus dem Bauche der Not und der Hölle zu dem Herrn, ihrem Gott, zu beten. Der heilige Geist wirkt sich in ihnen aus, dass eine Scheidung komme zwischen Sünde und Errettung, zwischen Not und Heil, und die Seele bricht, wo es nun gar zu arg geworden ist, aus der Hölle heraus zu ihrem Gott und Heiland hin. Sie muss, sie kann nicht anders! Was Leben hat, will Luft und Licht haben von oben herab und lässt sich nicht ersticken! So betete dann auch Jona. Wir wollen in dieser Morgenstunde sein Gebet betrachten, das er gebetet hat, da er in dem Bauche des Fisches war, und welches er aufgeschrieben hat, da er errettet ward. Die Worte stehen alle in vergangener Zeit, denn da er das Gebet aufzeichnete, beschrieb er mehr, wie er gerungen hat mit seinem Gott in dem Bauche des Fisches, als dass er die eigentlichen Worte wiedergab, welche die Angst ihm ausgepreßt.

Jona hat doch ein sonderbares Gebetskämmerlein gehabt. Wenn es aber darum geht, beten und schreien wir wohl, wo wir uns auch befinden. Denn da wissen wir nichts von Stubenwänden, sondern Gott hat uns ummauert unten und oben, vorne und hinten und an allen Seiten - und es wird die Hölle und die Not unsere Betstube. Doch kann der Herr das Weinen seines Kindes wohl hören, wie die Mutter eben ist – und so hörte denn der Herr auch Jonas Gebet aus dem Bauche des Fisches. Wie nun Jona gebetet hat, was er gedacht hat, wie er gerungen hat, was er vom Herrn erfahren hat – solches hat uns der Heilige Geist durch ihn aufzeichnen lassen zum Trost der Gemeinde. Es lautet aber folgendermaßen: Ich rief zu dem Herrn in meiner Angst, und er antwortete mir; ich schrie aus dem Bauch der Hölle, und du hörtest meine Stimme (Jona 2.3).