JONA-PREDIGTEN

1. Jona-Predigt - V.

 

V. Aber wie wir uns verkrochen haben mögen, auf dass Gottes gnädiger Wille uns nicht beikomme: Alles was uns umgibt, lässt uns keine Ruhe, so dass wir am Ende dran müssen.

Der Schiffsherr stieg am Ende auch hinunter in das Schiff – der Heide muss den Propheten wecken! Was schläfst du?, spricht er gewiss ziemlich barsch zu ihm. Stehe auf, rufe deinen Gott an, ob vielleicht Gott an uns gedenken möchte, dass wir nicht verdürben. Das mag nun dem Jona nicht sehr angenehm gewesen sein, dass er aus seinem Schlafe aufgeweckt wurde, und dass er nicht allein die ganze Not hat sehen und hören müssen, sondern auch von einem Heidenkind so bestraft wurde, dass er schlief und nicht zu Gott um Errettung schrie. So geht’s uns, wenn wir nicht wollen, dass die Gnade ganz und allein bei uns herrsche! Da mögen wir uns verkrochen haben und hart schlafen, so hat aber Gott wohl manchen Schiffsherrn, der es versteht uns die Wahrheit zu predigen, dass es uns aufgedeckt werde, welche Leute wir denn eigentlich sind, und ob wir da mit dem Hund auf den Stein beißen mögen, so wird doch Gott der Steine genug haben, welche uns endlich treffen, dass wir nicht mehr aufkommen können. Trösten wir uns mit der Gnade, ohne dass wir wissen wollen in welchem Verderben das Ninive unseres Herzens steckt, und ohne dass wir uns von solchem Verderben bekehren wollen, so hat Gott der Herr wohl allererst einen tüchtigen Schiffsherrn an Seinem Gesetz, dass es uns endlich gehe wie der Apostel Paulus schreibt: Ich wüsste nicht von der Lust, wo nicht das Gesetz gesagt hätte: Lass dich nicht gelüsten. Dazu erweckt Gott denn auch allerlei Leute aus unserer Umgebung, mit denen wir auf demselben Schiffe fahren, oder mit denen wir gemeinsame Sache gemacht und ihnen Fährgeld bezahlt haben, um in ihrer Gesellschaft uns von Gott fern zu halten. Er erweckt auch solche die uns am nächsten und am liebsten sind, Freund und Feind. Und ob wir solche als Teufel schelten mögen, weil sie uns keine Ruhe lassen: Sie werden uns wohl aufschütteln und wach machen, dass unsre Schuld und Verdrehtheit – indem wir bei allem Sprechen von der Gnade doch die Gnade nicht wollen schalten und walten lassen durch’s Wort des Herrn – uns am Ende in’s Angesicht schlage. So erging es dem Petrus auch in dem Hofe von Kaiphas, da ihm auch keine Ruhe gelassen wurde. Und so müssen wir, ob wir wollen oder nicht wollen, endlich dran. Die Schiffsleute ahnten es wohl bald, um welches Willen es ihnen so übel erging. Darum sprach einer zum andern: Kommt wir wollen losen, dass wir erfahren um welches willen es uns so übel gehe! Das gab ihnen Gott ins Herz – und da sie losten, traf es Jona. Da stand nun dieser heilige Prophet als der einzige Sünder vor dem Himmel und vor den Heiden auf dem Verdeck: An ihm die Schuld! Und sie wurde bei ihm genau gesucht: Sage uns, warum gehet es uns so übel? Was ist dein Gewerbe? Und wo kommst du her? Aus welchem Lande bist du? Und von welchem Volk bist du? Also genau sucht es Gott bei uns durch Sein Gesetz, durch allerlei Umstände, durch Menschen welche wir sonst als Heiden betrachten möchten, und lässt nicht ab, findet und zwingt den Sünder zum Bekenntnis, lässt ihn offenbar werden und wohl mal nackt dastehen vor der ganzen Welt! Und es muss der Mensch daran und zu Grunde gehen mit seiner Heiligkeit, denn bei allem Rühmen der Gnade will er dennoch über das gottlose Ninive seines Herzens die Gnade nicht kommen lassen durch das Wort.