JONA-PREDIGTEN

1. Jona-Predigt - IV.

 

IV. Wo aber der Herr mit Seinem Ungewitter drein schlägt, da verkriechen wir uns umso mehr, schlafen und schnarchen, als ob nichts um uns vorfiele.

Es sieht bei dem ersten Anblick eigentümlich genug aus, dass Jona während des Sturmes schlief. Denn so lesen wir von ihm: Jona war hinunter in das Schiff gestiegen, lag und schlief. Sobald der Sturm sich erhob und die Wellen anfingen über Bord zu schlagen, da stieg er hinunter. Sein Gewissen sagte es ihm wohl alsbald, Gott hat auch das Meer gemacht, so gut wie das Trockne, und Er ist dir nach, weil du vor Ihm fliehst. Aber anstatt zu dem Herrn zu schreien, ließ er die Not die Not sein, und verkroch sich unter das Verdeck, als wäre er daselbst sicher. Er hatte nicht mal Herz für das Lärmen und Schreien der Schiffsleute! Dass diese zu ihrem Gott schrieen und das köstliche Gerät in das Meer warfen! Er legte sich hin, schlief und schnarchte, als könnte er mit dem Schiff nicht versinken. Er hatte nicht mal darüber Gedanken, dass die armen Schiffsleute sich so abplagten, um das Schiff am Treiben zu halten. Er lag mitten in der Not als auf einem Ruhebette, und hätte Gott es zugelassen, er wäre schlafend versunken und erstickt in den Wellen! Die Schiffsleute werfen ihr Bestes über Bord – und er wähnt sich unten im Schiff geborgen. Die Schiffsleute wachen und beten – und er scheint der Verstockung fast nahe und lässt den Teufel auf sich reiten, dass er ihn bezaubere mit einem tiefen Schlaf. Er ist müde von dem Streit wider Gott, von dem Ungehorsam, von den Gefühlen, dass er es mit Gott aufgenommen hat wider Gottes Willen zu kämpfen! Er ist müde von seinem Laufen und Wollen wider Gottes Willen und Wege! – Aber er kommt nicht zu Gott mit seiner Verkehrtheit, sondern das Gericht macht ihn schläfrig, und er hat sich so verkrochen in sein Fleisch, dass er von dem Sturme nicht mal was vernimmt, sondern schläft und schnarcht, als sei er doch geborgen.

Davon sollen wir lernen, welche Leute wir eigentlich sind, wenn wir die Anwendung des Wortes der Gnade auf uns selbst zu machen und uns unter das Wort zu beugen haben! Wir wollen nicht hinein in das Ninive des Herzens, demselben die Verlorenheit zu predigen, auf dass wir durch das Wort von Buße und Gnade errettet seien! Und wo wir dann vor Gott fliehen, da fragen wir nicht darnach, wo wir hinkommen werden. Schlägt nun Gott mit Seinem großen Winde und Ungewitter auf unser Meer, da lassen wir die Not die Not sein. Es mögen dann selbst unsere Liebsten ihr Äußerstes tun um das Schiff noch zu retten, sie mögen alles dafür aufopfern, schreien, rufen und beten, und hart sich abplagen um nur sich selbst noch zu retten – wir verkriechen uns in das Loch unserer Frömmigkeit, mit bösem Gewissen, geben Gott den Bettelstab, bekümmern uns wenig um unseren Nächsten, schlafen und schnarchen in aller Sicherheit des Gesetzes und seiner Werke, und tun als wüssten wir es nicht, dass Gott den ganzen Sturm der Widerwärtigkeit auf uns hat losbrechen lassen, auf dass wir Gottes Gnade endlich schalten und walten lassen über das Ninive unseres Herzens, über welches wir aus Liebe zu unsrem Ich und unseren Behauptungen die Gnade Gottes nicht kommen lassen wollen.