Philipper Kapitel 1 Teil IV

Philipper 1.18-21

Was tut’s aber? Dass nur Christus verkündigt werde allerlei Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit; so freue ich mich doch darinnen, und will mich auch freuen; denn ich weiß, dass mir dasselbe gelingt zur Seligkeit durch euer Gebet und durch Handreichung des Geistes Jesu Christi; gemäß meiner Erwartung und Hoffnung, dass ich in keinerlei Stück zu Schanden werde, sondern dass mit aller Freudigkeit, gleichwie sonst allezeit, also auch jetzt Christus hochgepriesen werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod. Denn Christus ist im Leben und im Sterben mein Gewinn.

 

Was tut’s aber? – Leicht konnte der unlautere Sinn der bösen Prediger, von denen soeben die Rede war, die evangelische Lehre selbst um ihr Ansehen bringen. Darum erklärt es Paulus trotz allem für einen großen Gewinn, dass sie das Evangelium ausbreiten, wenn sie es auch in falscher Absicht taten: Denn Gott schafft zuweilen auch durch schlechte und schändliche Mittel ein herrliches Werk. Der Apostel erklärt also seine Freude über den Erfolg; denn er gab sich ganz allein damit zufrieden, dass er Christi Reich wachsen sah. Trotzdem würde er natürlich solche Leute, wenn er es in der Hand gehabt hätte, nie in den Dienst des Evangeliums gestellt haben. So dürfen auch wir uns freuen, wenn Gott durch Gottlose etwas Gutes wirkt; aber deshalb sollen wir solche weder als Diener am Worte anstellen noch sie als rechte Diener Christi ansehen.

Denn ich weiß, dass mir dasselbe gelingt zur Seligkeit. – Verkündigen auch einige Leute das Evangelium mit der Absicht, Missgunst gegen Paulus zu erregen, um so die Wut der Feinde gegen ihn noch mehr anzufachen, so sagt er selbst ruhig voraus, dass deren falsche Absichten ihm keinen Schaden bringen werden, weil Gott es ganz anders fügen wird. Er gibt zu verstehen: Obwohl jene Leute auf mein Verderben sinnen, so bin ich doch der guten Zuversicht, dass sie mit allen ihren Bestrebungen nichts anderes erreichen werden, als dass Christus in mir verherrlicht wird – und das wird mir zum Heil gereichen. Aus dem Folgenden ist ersichtlich, dass er hierbei nicht an sein leibliches Wohl denkt. Woher hatte Paulus diese Zuversicht? Aus dem, was er an einer anderen Stelle lehrt, auch dann, wenn die ganze Welt mit ihrem Fürsten, dem Teufel, sich zu ihrem Untergange verbindet (siehe Römer 8.28).

Durch euer Gebet. – Welch ein Antrieb zum Gebet, wenn die Philipper hören, wie fest der Apostel vertraut, dass Gott ihm alles Gute auf ihr Gebet hingeben werde! Solche Sprache ist im Munde des Paulus keine Heuchelei. Denn wer auf die Fürbitte der Gläubigen vertraut, stützt sich dabei auf Gottes Verheißung. Dadurch wird der Güte und Gnade Gottes kein Abbruch getan, denn aus dieser Gnade fließt sowohl, dass wir beten, als auch dass wir Erhörung finden.

Und durch Handreichung des Geistes. – Paulus stellt die Fürbitte der Philipper und die Handreichung des Heiligen Geistes nebeneinander. Daraus dürfen wir aber nicht den Schluss ziehen, dass beide denselben Wert haben. Die Bedeutung dieser Stelle ist vielmehr diese: Ich weiß, dass dies Ganze mir zum Heile gereichen wird durch die Handreichung des Heiligen Geistes, indem auch ihr mithelft mit eurem Gebet. Die Handreichung des Heiligen Geistes ist die eigentliche Ursache und das Gebet nur Hilfsmittel. Von einer „Handreichung“, noch genauer von einem „Herzureichen“ spricht man, wo einer dem anderen gibt, was ihm fehlt. Da uns nun nicht weniger als alles abgeht, so muss der Heilige Geist uns alles ins Herz geben. Derselbe heißt der Geist Jesu Christi, woraus wir abnehmen, dass Er ein Gemeinbesitz aller ist, die Christi Namen mit Recht tragen. Die ganze Fülle des Geistes ward über Jesus ausgegossen, damit Er den einzelnen Gliedern nach dem Maße Seiner Gnade davon mitteile, so viel ihnen dienlich ist.

Gemäß meiner Erwartung und Hoffnung. – Wenn jemand den Paulus fragen würde: „Woher weißt du das?“ – nämlich, dass alles ihm zum Heile gereichen werde – so würde er antworten: „Aus der Hoffnung“. Denn da es feststeht, dass Gott uns in unseren Hoffnungen ganz gewiss nicht täuscht, so darf die Hoffnung selbst für uns auch nicht zweifelhaft sein. Welch wunderbares Wort: Gemäß meiner Hoffnung! Also steht fest, dass Gott gar nicht umhin kann, unserer Hoffnung zu entsprechen, welche sich ja auf Sein Wort gründet. Und der Herr hat versprochen, dass er uns nie fallen lassen werde, auch unter allen Martern nicht, wenn es einmal von uns gefordert werden sollte, Seinen Namen zu bekennen. Alle Frommen mögen daher getrost hoffen nach dem Vorbilde des Paulus, und sie werden nicht zu Schanden werden.

Mit aller Freudigkeit. – Wir sehen hier, dass Paulus sich bei seinem Hoffen nicht im Geringsten nach den Wünschen seines Fleisches richtet, sondern dass er seine Hoffnung der göttlichen Verheißung unterordnet. Er sagt: Christus wird hochgepriesen werden an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod. Überwiegend setzt er dabei doch den Fall des Lebens: Denn dass Christus an seinem Leibe verherrlicht werden soll, ist ein Ausdruck völliger Gewissheit über seine Lebensrettung und den glücklichen Ausgang des gegenwärtigen Kampfes. Im Allgemeinen aber empfängt ein Christ, der wie Paulus sich dem Willen Gottes zur Verfügung stellt und auf Ihn hin sein Leben richtet, von Gott die Gewissheit, dass er stets einen guten Ausgang hoffen darf, es mag sich fügen wie es will. So brauchen wir kein Unglück mehr zu fürchten. Denn wenn wir dem Herrn leben und sterben, so sind wir Sein im Leben und im Sterben (siehe Römer 14.8). Der Apostel gibt auch an, wie Christus in uns verherrlicht wird, nämlich durch vollkommene Freudigkeit. Daraus folgt, dass wir Christus, soweit es in unserer Macht steht, entwürdigen und verkleinern, wenn wir aus Furcht in unserem Glauben schwankend werden. Furcht und Scheu, die Wahrheit zu bekennen, ist also keineswegs ein leicht zu entschuldigender Fehler. Fügt nun der Apostel hinzu, dass schon sonst allezeit ihm Gott alles zum Besten gewendet, so stärkt dieser Rückblick auf erfahrene Gnade den Glauben für die Zukunft, wie es in Römer 5.4 heißt: Erfahrung bringt Hoffnung.

Denn Christus ist im Leben und im Sterben mein Gewinn. – Die Übersetzung: „Christus ist mein Leben, darum ist Sterben mein Gewinn“ ist schwerlich richtig. Vielmehr haben wir es mit einer doppelten Aussage von Christo zu tun, welcher im Leben und im Sterben als unser Gewinn bezeichnet wird. So ergibt sich ein viel ungezwungenerer Sinn, ein besserer Zusammenhang mit dem vorangehenden Satze und ein tieferer lehrhafter Inhalt. Der Apostel bezeugt, dass es ihm keinen Unterschied macht, zu leben oder zu sterben: Denn weil er Christus hat, kann er beides als Gewinn verrechnen. Und gewiss ist es Christus allein, der uns im Tode und im Leben glücklich macht. Ohne Ihn ist der Tod traurig und das Leben um nichts besser als der Tod, so dass es schwer zu entscheiden ist, ob außer Christus das Leben oder das Sterben mehr Nutzen bringt. Wenn aber Christus bei uns ist, so segnet Er in gleicher Weise unser Leben und unseren Tod, so dass beides für uns glückbringend und wünschenswert wird.