GALATER

GALATER

Calvins Auslegung zum Galaterbrief.

 

Galater 3.6-9

Gleichwie Abraham hat Gott geglaubt, und es hat ihm gerechnet zur Gerechtigkeit. So erkennt denn, dass, die des Glaubens sind, das sind Abrahams Kinder. Die Schrift aber hat es zuvor gesehen, dass Gott die Heiden durch den Glauben gerecht gemacht; darum verkündigte sie dem Abraham (1. Mose 12.3): „In die sollen alle Heiden gesegnet werden“. Also werden nun, die des Glaubens sind, gesegnet dem gläubigen Abraham.

 

Galater 3.10-14

Denn die mit des Gesetzes Werken umgehen, die sind unter dem Fluch. Denn es steht geschrieben (5. Mose 27.26): „Verflucht sei jedermann, der nicht bleibt bei alle dem, das geschrieben steht in dem Buch des Gesetzes, dass er’s tue.“ Dass aber durchs Gesetz niemand gerecht wird vor Gott, ist offenbar; denn (Habakuk 2.4) „der Gerechte wird kraft seines Glaubens leben.“ Das Gesetz aber ist nicht des Glaubens, sondern (3. Mose 18.5) „der Mensch, der es tut, wird dadurch leben.“ Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er ward ein Fluch für uns (denn es steht geschrieben (5. Mose 21.23): „Verflucht ist jedermann, der am Holz hanget“), auf dass der Segen Abrahams unter die Heiden käme in Christo Jesu, und wir also die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben.

 

Galater 3.15-18

Liebe Brüder, ich will nach menschlicher Weise reden: verwirft man doch eines Menschen Testament nicht, wenn es bestätigt ist, und tut auch nichts dazu. Nun ist ja die Verheißung Abraham und seinem Samen zugesagt (1. Mose 22.18). Er spricht nicht: „durch die Samen“, als durch viele, sondern als durch einen: „durch deinen Samen“, welcher ist Christus. Ich sage aber davon: Das Testament, das von Gott zuvor bestätig ist auf Christum, wird nicht aufgehoben, dass die Verheißung sollte durchs Gesetz aufhören, welches gegeben ist über vierhundert und dreißig Jahre hernach. Denn so das Erbe durch das Gesetz erworben würde, so würde es nicht durch Verheißung gegeben; Gott aber hat’s Abraham durch Verheißung frei geschenkt.

 

Galater 3.19-22

Was soll denn das Gesetz? Es ist hinzugekommen um der Sünden willen, bis der Same käme, dem die Verheißung geschehen ist, und ist gestellt von den Engeln durch die Hand des Mittlers. Ein Mittler aber ist nicht eines einigen Mittler; Gott aber ist einig. Wie? Ist denn das Gesetz wider Gottes Verheißungen? Das sei ferne! Wenn aber ein Gesetz gegeben wäre, das da könnte lebendig machen, so käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Gesetze. Aber die Schrift hat alles beschlossen unter die Sünde, auf dass die Verheißung käme durch den Glauben an Jesus Christus, gegeben denen, die da glauben.

 

Galater 3.23-29

Ehe denn aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahret und verschlossen auf den Glauben, der da sollte offenbart werden. Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus, dass wir durch den Glauben gerecht würden. Nun aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister. Denn ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christus Jesus. Denn wie viel euer auf Christus Jesus getauft sind, die haben Christus angezogen. Hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal Einer in Christo Jesu. Seid ihr aber Christi, so seid ihr ja Abrahams Same, und nach der Verheißung Erben.

 

Galater 4.1-5

Ich sage aber, solange der Erbe unmündig ist, so ist zwischen ihm und einem Knechte kein Unterschied, ob er wohl ein Herr ist aller Güter; sondern er ist unter den Vormündern und Pflegern bis auf die Zeit, die der Vater bestimmt hat. Also auch wir, da wir unmündig waren, waren wir gefangen unter elementaren Satzungen weltlicher Art. Da aber die Zeit erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz getan, auf dass er die, so unter dem Gesetze waren, erlöste, dass wir die Kindschaft empfingen.

 

Galater 4.6-11

Weil ihr denn Kinder seid, hat Gott gesandt den Geist seines Sohnes in eure Herzen, der schreit: Abba, lieber Vater! Also ist nun hier kein Knecht mehr, sondern eitel Kinder; sind es aber Kinder, so sind es auch Erben Gottes durch Christus. Aber zu der Zeit, da ihr Gott nicht erkanntet, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter sind. Nun ihr aber Gott erkannt habt, ja vielmehr von Gott erkannt seid, wie wendet ihr euch denn nun wieder zu den schwachen und dürftigen Satzungen, welchen ihr von neuem an dienen wollt? Ihr haltet Tage und Monate und Feste und Jahre. Ich fürchte euer, dass ich nicht vielleicht umsonst habe an euch gearbeitet.

 

Galater 4.12-20

Seid doch wie ich; denn ich bin wie ihr. Liebe Brüder, ich bitte euch. Ihr habt mir kein Leid getan. Denn ihr wisset, dass ich euch in Schwachheit nach dem Fleisch das Evangelium gepredigt habe zum ersten Mal; und meine Anfechtungen, die ich leide nach dem Fleisch, habt ihr nicht verachtet noch verschmäht, sondern als einen Engel Gottes nahmt ihr mich auf, ja als Christus Jesus. Wie wart ihr damals so selig! Ich bin euer Zeuge, dass, wenn es möglich gewesen wäre, ihr hättet eure Augen ausgerissen und mir gegeben. Bin ich denn damit euer Feind geworden, dass ich euch die Wahrheit vorhalte? Sie eifern um euch nicht fein, sondern sie wollen euch von mir abfällig machen, dass ihr um sie sollt eifern. Eifern ist gut, wenn’s immerdar geschieht um das Gute, und nicht allein, wenn ich gegenwärtig bei euch bin. Meine lieben Kindlein, welche ich abermals mit Ängsten gebäre, bis das Christus in euch eine Gestalt gewinne! Ich wollte, dass ich jetzt bei euch wäre, und meine Stimme wandeln könnte; denn ich bin irre an euch.

 

Galater 4.21-26

Saget mir, die ihr unter dem Gesetz sein wollt, habt ihr das Gesetz nicht gehört? Denn es steht geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd, den anderen von der Freien. Aber der von der Magd war, ist nach dem Fleisch geboren; der aber von der Freien ist durch die Verheißung geboren. Die Worte bedeuten etwas. Denn das sind die zwei Bundesordnungen: eine von dem Berge Sinai, die zur Knechtschaft gebiert, welche ist die Hagar; denn Hagar heißt in Arabien der Berg Sinai, und kommt überein mit Jerusalem, das zu dieser Zeit ist, und ist dienstbar mit seinen Kindern. Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie; die ist unser aller Mutter.

 

Galater 4.27-31

Denn es steht geschrieben (Jesaja 54.1): „Sei fröhlich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst, und brich hervor und rufe, die du nicht schwanger bist; denn die Einsame hat viel mehr Kinder, denn die den Mann hat.“ Wir aber, liebe Brüder, sind, Isaak nach, der Verheißung Kinder. Aber gleichwie zu der Zeit, der nach dem Fleisch geboren war, verfolgte den, der nach dem Geist geboren war, also geht es jetzt auch. Aber was spricht die Schrift (1. Mose 21.10 & 12)? „Stoßt die Magd hinaus mit ihrem Sohn; denn der Magd Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Freien.“ So sind wir nun, liebe Brüder, nicht der Magd Kinder, sondern der Freien.