EPHESER

Epheser Kapitel 2 Teil IV

Epheser 2.11-13

Darum gedenket daran, dass ihr, die ihr weiland nach dem Fleisch Heiden gewesen seid, und die Vorhaut genannt wurdet von denen, die genannt sind die Beschneidung nach dem Fleisch, die mit der Hand geschieht, dass ihr zu der selbigen Zeit wart ohne Christus, fremd und außer der Bürgschaft Israels, und fremd den Testamenten der Verheißung; daher ihr keine Hoffnung hattet, und wart ohne Gott in der Welt. Nun aber seid ihr, die ihr in Christus Jesus seid, und weiland ferne gewesen, nahe geworden durch das Blut Christi.

 

Darum  gedenkt daran… - Immer kommt der Apostel wieder auf den Ausgangspunkt zurück, weist immer wieder darauf hin, um ihn immer fester einzuprägen. Aufs Neue fordert er die Epheser auf, zu bedenken, was sie vor ihrer Berufung gewesen sind. Diese Betrachtung musste es ihnen recht zum Bewusstsein bringen, dass sie gar keine Ursache hatten, stolz zu sein. Dann zeigt er, auf welche Weise sie versöhnt worden sind, damit sie mit Christus allein sich zufrieden geben, und nicht denken sollten, dass sie noch anderer Hilfsmittel nötig hätten. Der Hauptinhalt des ersten Gliedes ist: Denkt daran, dass ihr zu der Zeit, als ihr noch unbeschnitten wart, auch ferner wart von Christus, von der Hoffnung der Seligkeit, von der Gemeinde und dem Reiche Gottes, so dass ihr damals gar keine Gemeinschaft mit Gott hattet. Dann folgt der zweite Hauptgedanke: Jetzt, nachdem ihr Christus einverleibt worden seid, seid ihr dadurch auch zugleich mit Gott versöhnt. Welches Gewicht einem solchen Hinweis eignete, und welchen Eindruck er auf die Epheser machen musste, haben wir schon früher ausgeführt.

Nach dem Fleisch Heiden. Zunächst erinnert der Apostel, dass sie von den äußeren Merkmalen des Volkes Gottes nichts aufzuweisen hatten. Konnte man doch an dem Zeichen der Beschneidung Gottes Volk erkennen und von anderen Genossenschaften unterscheiden, während die Vorhaut das Kennzeichen eines von Gott geschiedenen Menschen war. Da nun Gott an die Sakramente Seine Gnadengaben zu binden pflegt, so zieht der Apostel den Schluss, dass seinen Lesern, welche die Sakramente nicht hatten, auch die göttliche Gnade nicht zuteil geworden ist. Natürlich gilt diese ganze Betrachtungsweise nur für Gottes regelmäßiges Wirken, schlägt aber nicht in jedem einzelnen Falle durch. Betont doch der Apostel zugleich, dass Israel nur die Beschneidung nach dem Fleisch zu heißen verdient, die mit der Hand geschieht. Damit ist angedeutet, dass es eine doppelte Beschneidung gibt, so dass der Selbstruhm Israels, der sich einfach auf die äußerlich-gesetzliche Zeremonie gründet, ohne weiteres dahinfällt. Die Epheser selbst konnten daraus zugleich den Trost entnehmen, dass sie jetzt das eigentlich Wesentliche an der Beschneidung, das, was das äußerliche Zeichen bedeute, besaßen. So heißen die Heiden zwar Vorhaut nach dem Fleisch, weil sie das Zeichen der Unreinigkeit an ihrem Fleische trugen; zugleich aber gibt Paulus zu verstehen, dass ihnen die Vorhaut jetzt nichts mehr schadet, weil sie von Christus geistlich beschnitten wurden (vergleiche Kolosser 2.11).

Dass ihr zu der selbigen Zeit wart ohne Christus. Nun heißt es, dass die Epheser nicht nur von den äußeren Zeichen ausgeschlossen gewesen sind, sondern auch von alledem, was zur Seligkeit des Menschen notwendig ist. Da aber Christus der Grundgehalt aller Verheißungen und aller Heilshoffnung ist, so sagt Paulus zuerst, dass die Epheser fremd gewesen sein von Christus. Wer aber Christus nicht hat, für den ist nichts übrig als das Verderben: Denn auch die Bürgerschaft Israels beruht auf Ihm. Wer nicht an Christus als an Seinem Haupte hängt, kann nicht zu Seinem heiligen Leibe, d.h. zu Gottes Volk, gehören. Ebenso steht es auch mit dem Anteil an den Testamenten der Verheißung. Denn alle Verheißungen hängen von der Grundverheißung ab, die Gott dem Abraham in 1. Mose 22.18 gegeben hat: In deinem Samen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. Ohne Zusammenhang mit diesem Grunde werden sie nichtig. Deshalb heißt es auch in 2. Korinther 1.20, dass alle Gottesverheißungen in Christus Ja und Amen sind. Außerhalb dieses Gnadenbundes gibt es keine Hoffnung. Von Testamenten der Verheißung kann aber geredet werden, weil Gott in feierlichen Akten und Urkunden dem Abraham und seinen Nachkommen sich verpflichtet hat, dass Er ihr Gott sein wolle. In Schrift gefasst wurden diese Urkunden durch Moses Hand. Sie wurden im Volke Israel als ein erbeigentümlicher Schatz verwahrt, an welchem den Heiden kein Anteil zustand.

Und wart ohne Gott in der Welt. Aber weder die Epheser noch überhaupt die Heiden waren doch je ohne Religion? Wie können sie denn von Paulus als solche bezeichnet werden, die ohne Gott waren? Ist nicht allein der ohne Gott, der gar keinen Sinn für das Göttliche hat und alles Höhere, welcher Art es auch sein mag, verlacht? Wir pflegen allerdings diejenigen, die eine falsche Religion haben, gewöhnlich nicht gottlos zu nennen, sondern diejenigen, die sich gar nicht um Religion kümmern, oder jede Religion ausgerottet sehen wollen. Und doch hat Paulus recht, wenn er so redet und alle erdichteten und falschen Götter für nichts achtet. Wie es überhaupt recht ist, dass alle Götzen, weil sie nichts sind, auch von den Frommen für nichts angesehen werden. Daher sind alle, die den wahren Gott nicht anbeten, wenn sie auch viele heilige Handlungen üben und in religiösen Zeremonien sich abmühen, ohne Gott. Denn sie beten an, was sie nicht kennen. Dabei ist wohl zu beachten, dass hier als Gottlose solche bezeichnet werden, die sich für sehr fromm hielten: Denn aller religiöser Eifer, mit welchem man die Götzen verehrt, hilft nicht darüber hinweg, dass hier nicht wahres göttliches Wesen ist, sondern nur Menschengebilde und Selbstbetrug.

Wenn man hierzu das Vorhergesagte heranzieht, so folgt, dass es außer Christus nur Götzen gibt. So muss der Apostel den Leuten, die er von Christus ausgeschlossen hat, auch den Besitz Gottes absprechen. Mit Johannes zu reden (2. Johannes 9, vergleiche 1. Johannes 2.23): Wer den Sohn nicht hat, hat auch den Vater nicht. Hieraus lernen wir, dass alle, die diesen Weg nicht wandeln, von Gott abirren. Wollte man aber die Frage aufwerfen, ob Gott sich denn niemals irgend einem Heiden so wenig geoffenbart habe, so diene zur Antwort, dass es jedenfalls unter den Heiden so wenig wie unter den Juden je eine Offenbarung gab, die sich nicht durch Christus vermittelt hätte. Denn wenn der Herr spricht (Johannes 14.6): Ich bin der Weg, so bezieht sich das nicht nur auf eine bestimmte Zeit oder auf ein bestimmtes Volk, sondern Er verkündigt damit, dass Er der einzige ist, durch den alle zu Gott kommen müssen.

Nun aber seid ihr, die ihr in Christus seid und weiland ferne gewesen, nahe geworden durch das Blut Christi. Die Epheser, die früher ferne waren von Gott und von dem Heil, sind jetzt durch Christus so mit Gott verbunden worden, dass sie in Seinem Blute nahe sind. Denn das Blut Christi hat die Feindschaft, die zwischen ihnen und Gott bestand, aufgehoben und hat sie aus Feinden zu Brüdern gemacht.