Epheser Kapitel 2 Teil III

Epheser 2.8-10

Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das selbige nicht aus euch, Gottes Gnade ist es; nicht aus Werken, auf dass sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.

 

Aus Gnade seid ihr selig geworden. – Diesen Satz können wir als den Abschluss der ganzen bisherigen Gedankenreihe betrachten. Denn die ganze Erörterung über die Erwählung und Berufung aus freier Gnade zielt lediglich auf den einen Punkt, uns einzuprägen, dass wir das Heil nur durch den Glauben erlangen. Paulus spricht aus, dass unser Heil allein ein Werk der freien göttlichen Gnade ist, und dass wir diese Gnade allein durch Glauben annehmen können. Erwägen wir auf der einen Seite, was Gott tut, so betont der Apostel, dass Er uns durchaus nichts schuldig ist. Unsere Seligkeit ist also keine Belohnung oder Wiedervergeltung, sondern ein Gnadengeschenk. Betrachten wie andererseits den Menschen, so kann derselbe nichts, als aus Gottes Hand die Seligkeit hinnehmen. Das Mittel dazu ist der Glaube. Daraus ergibt sich dann der Schluss, dass in diesem ganzen Handel nichts aus uns selbststammt. Damit fällt alle Kraft des freien Willens, der guten Vorsätze, des eigenen Verdienstes und selbstgemachter Vorbereitungen auf die Gnade. Denn der Glaube kommt völlig leer zu Gott, um sich mit Christi Gütern füllen zu lassen. In diese Stimmung weist uns der Zusatz und das selbige nicht aus euch. So sollen wir nichts uns selbst zuschreiben, sondern Gott allein als den Urheber unseres Heils anerkennen.

Gottes Gabe ist es. Hieß es kurz zuvor, dass wir aus Gnaden selig werden, so hören wir jetzt, dass unsere Seligkeit Gottes Gabe ist. Hieß es zuvor nicht aus euch, so gebraucht Paulus jetzt sie Wendung nicht aus Werken. So wird es uns immer von neuem eingeprägt, dass der Mensch schlechterdings nichts dazu beitragen kann, seine Seligkeit zu erwerben. In diese wenigen Worte drängt der Apostel hier zusammen, was er im ganzen Römer- und Galaterbrief verhandelt: Dass wir allein durch Gottes Erbarmen gerecht werden, dass diese Gerechtigkeit uns in Christus durch das Evangelium angeboten wird, und dass wir sie allein durch den Glauben ohne das Verdienst der Werke empfangen. Paulus will nämlich nicht bloß sagen, dass der Glaube Gottes Gabe ist, wie man gewöhnlich den Satz versteht. Vielmehr bezieht sich der Ausdruck auf den gesamten Gedanken: Das Heil ist durch und durch Gottes Geschenk und Gabe. Neben der Gnade bleibt kein Raum für menschliches Verdienst, auf dass sich nicht jemand rühme. Die Wahrheit, welche Paulus hier vorträgt, lässt sich ja nur aufrecht halten, wenn man allein dem Herrn und Seiner Barmherzigkeit die Ehre gibt.

Denn wir sind sein Werk. Um zu beweisen, dass wir aus Gnaden selig werden, räumt der Apostel alles aus dem Wege, was dagegen vorgebracht werden kann. Er zeigt, dass wir von uns aus gar keine guten Werke besitzen, durch die wir uns die Seligkeit verdienen könnten; denn alle guten Werke, die wir tun, sind eine Frucht der Wiedergeburt. Daraus folgt, dass diese guten Werke selbst ein Teil der Gnade sind. Wenn es nämlich heißt, dass wir Gottes Werke sind, so ist das nicht von der Schöpfung im allgemeinen zu verstehen, durch die wir als Menschen geboren werden, sondern der Apostel redet von unserer Wiedergeburt zu neuen Kreaturen und sagt, dass nicht eigne Kraft, sondern Christi Geist uns zur Gerechtigkeit erneuert hat. Selbstverständlich trifft dies nur auf die Gläubigen zu, die nicht bloß in Adams Nachkommenschaft als sündhafte und verkehrte Menschen geboren wurden, sondern welche eine göttliche Neugeburt durch Christi Gnade erlebt haben, die sie zu neuen Menschen machte. So muss denn alles Gute, das sich in uns findet, ein übernatürliches Werk Gottes sein. Die nächsten Worte führen dies weiter aus: Als Gottes Werk müssen wir gelten, weil wir geschaffen sind, nicht in Adam, sondern in Christus Jesus, und nicht zu einem Leben irgendwelchen Inhalts, Sondern zu guten Werken. Was bleibt nur für den freien Willen übrig, wenn alle guten Werke, die von uns ausgehen, dem heiligen Geiste zugeschrieben werden? Möge doch der fromme Leser Wort für Wort bedenken, was der Apostel sagt! Er sagt nicht, dass Gott uns unterstützt oder unserem Willen aufhilft, dass er nun aus eigener Kraft wirken kann; er sagt nicht, dass Gott uns die Fähigkeit verleiht, Gutes zu wollen, so dass wir nun tatsächlich eine Entscheidung treffen können – sondern er lehrt uns, dass wir Gottes Werk sind: Alles Gute, was in uns ist, ward von Gott geschaffen; den ganzen Menschen muss Gottes Hand umgestalten, wenn er gut werden soll! So ist also nicht allein die Fähigkeit, das Gute zu wollen, oder irgendeine Ausrüstung zum Guten, oder Beistand zum Guten – sondern der rechte Wille selbst Gottes Werk! Nur unter dieser Voraussetzung erweist sich die Beweisführung stichhaltig. Paulus will ja zeigen, dass der Mensch seine Seligkeit in keiner Weise selbst bewirken kann, sondern dieselbe als ein Gnadengeschenk von Gott empfängt. Dieser Beweis gründet sich darauf, dass der Mensch nichts ist ohne Gottes Gnade. Wer dagegen dem Menschen auch nur das Geringste ohne Gottes Gnade zuteilt, der räumt ihm dabei ebenso viel Macht ein zur Erwirkung seiner Seligkeit.

Übrigens darf man unseren Satz auch nicht zur Schmälerung der Gerechtigkeit aus Glauben allein missbrauchen. Viele stellen sich nämlich vor, dass der Glaube, der Gottes Gnade hinnimmt, zwar den Anfang unserer Gerechtigkeit ausmache; aber er sei nur das Eingangstor, die Gerechtigkeit selbst bestehe eigentlich in Werken; man beschreibt sie als die Rechtbeschaffenheit, welche Christi Geist in dem wiedergeborenen Menschen hergestellt hat. Mit alledem hat aber unsere Stelle gar nichts zu schaffen. Vielmehr will Paulus in seinem eigentümlichen Zusammenhange dartun, dass wir dem Herrn nichts gegeben haben, um dessen willen er uns verpflichtet sein müsste. So spricht er es aus, dass selbst die guten Werke, die wir tun, von Gott stammen. Alles, was wir sind, sind wir also lediglich durch Seine freie Gnade. Dass wir auf diese Werke, welche Gott uns schenkt, unsere Gerechtigkeit gründen sollen, sagt Paulus nie! Handelt es sich um diese Frage, sie auf einem ganz anderen Gebiete liegt, so betont der Apostel immer nur, dass unser Gewissen nicht anders stille werden kann, als wenn es sich allein auf die Vergebung der Sünden verlässt.

Welche Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen. Dabei denkt der Apostel nicht bloß an das Gesetz und die Lehre, welche Gott als Regel für einen rechtschaffenen Wandel vor Zeiten festgestellt hat, sondern viel tiefer an die Werke selbst: Sie hat Gott, ehe wir geboren wurden, zuvor bereitet. Dass will sagen, dass wir zu einem rechtschaffenen Wandel aus uns selbst nicht tüchtig sind, sondern dass Gottes Hand uns tüchtig machen und gestalten muss. Wenn also Gottes Gnade allen vorangeht, so bleibt kein Platz für unseren eigenen Ruhm. Deshalb ist auch das Wort zuvor bereitet genau zu beachten, denn es weist eben auf die Reihenfolge zwischen Gnade und guten Werken hin, welche ohne weiteres ausschließt, dass wir um unserer Werke willen einen Anspruch an Gott stellen dürften. Unsere Werke wurden uns ja aus dem göttlichen Schatzhause geschenkt, wo sie längst zuvor fertig lagen. Denn welche Gott berufen hat, die rechtfertigt und erneuert Er auch (Römer 8.30).