EPHESER

Epheser Kapitel 1 Teil V

Epheser 1.20-23

Welche er gewirkt hat in Christo, da er ihn von den Toten auferweckt hat und gesetzt zu seiner Rechten im Himmel, über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt werden mag, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen; und hat alle Dinge unter seine Füße getan, und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allen erfüllet.

 

Welche er gewirkt hat in Christo. Mit Recht fordert Paulus uns in diesem Zusammenhange auf, Gottes Macht, von welcher er sprach, auch in Christus anzuschauen: Denn in uns ist sie noch verborgen und wird nicht anders, als in der Schwachheit mächtig (siehe 2. Korinther 12.9). Wodurch zeichnen wir uns aus vor den Kindern dieser Welt, außer dass unser Stand noch niedriger zu sein scheint? Wenn die Sünde auch nicht mehr in uns herrscht, so wohnt sie doch in uns, der Tod ist noch mächtig in uns, die Seligkeit steht noch in der Hoffnung und ist der Welt noch nicht sichtbar geworden, und die Kraft des Geistes ist etwas, was Fleisch und Blut nicht erkennen kann. Indessen sind wir tausend Drangsalen unterworfen, so dass wir verächtlicher scheinen als alle anderen. So ist also allein Christus der Spiegel, in welchem das, was bei uns wegen der Schwachheit des Kreuzes noch verborgen bleibt, geschaut werden kann. Wenn wir unsere Herzen im Vertrauen auf die Gerechtigkeit, das Heil und die Herrlichkeit stärken wollen, so müssen wir sie zu Christus erheben. Wir sind noch der Herrschaft des Todes unterworfen – Er durch die himmlische Macht aus den Toten auferweckt, ist der Fürst des Lebens. Wir seufzen noch unter der Knechtschaft der Sünde und haben hier, von zahllosen Leiden umringt, einen harten Kampf zu kämpfen (1. Timotheus 1.18) – Er sitzt zur Rechten des Vaters, übt die oberste Herrschaft im Himmel und auf Erden und triumphiert über Seine besiegten und unterworfenen Feinde. Wir sind hier verachtet und unedel – Ihm ist ein Name gegeben, vor dem auch die Teufel und Gottlosen sich fürchten. Wir leiden hier Mangel an allen Gütern – Er ward vom Vater zum Herrn und Verwalter über alles gesetzt. Aus diesen Gründen lohnt es sich, dass wir unsere Gedanken auf Christus richten, damit wir in Ihm wie in einem Spiegel die herrlichen Schätze der göttlichen Gnade und die unermessliche Größe Seiner Macht schauen, die bei uns noch nicht in Erscheinung getreten sind.

Und gesetzt zu seiner Rechten im Himmel. Diese Stelle zeigt uns deutlicher als alles andere, was die ‚Rechte‘ Gottes bedeutet: Nämlich nicht einen bestimmten Ort, sondern die Macht, die der Vater Seinem Sohne übertragen hat, damit Er in Seinem Namen Himmel und Erde regiere. Darum ist es auch unnütz darüber zu streiten, wer recht habe, ob Stephanus, der Ihn zur Rechten Gottes stehen sah (siehe Apostelgeschichte 7.55) oder Paulus, der hier sagt, dass Er zur Rechten Gottes sitze; wie einige dies tun. Es ist eben von Christi leiblichem Aufenthalt keine Rede, sondern von Seiner Regierungsgewalt. Ebendahin deuten auch die folgenden Worte, die als lauter erklärende Zusätze verstanden sein wollen: Christus ward über alle Fürstentümer usw. erhoben. Das Bild ist von den irdischen Herrschern genommen, die ihre Beamten bei sich sitzen lassen, um sie dadurch zu ehren. Da aber die Rechte Gottes Himmel und Erde erfüllt, so folgt daraus, dass Christi Herrschaft und Macht sich über alles erstreckt. Christi Menschgeit freilich befindet sich nicht mehr auf Erden, sondern ward zum Himmel erhoben. Aber mit dieser ganzen Frage hat der vorliegende Satz überhaupt nichts zu schaffen.

Über alle Fürstentümer. Ohne Zweifel bezeichnet dieser Ausdruck die Engel, durch deren Hand ja Gott Seine Macht, Kraft und Herrschaft ausübt. Denn Gott pflegt den Geschöpfen, sofern Er ihnen das überträgt, was Sein ist, auch Seinen Namen beizulegen. In diesem Sinne heißen obrigkeitliche Personen wohl einmal ‚Götter‘ (siehe 2. Mose 21.6; Psalm 82.6). Die verschiedenen Namen an unserer Stelle lassen übrigens darauf schließen, dass es mehrere Rangstufen unter den Engeln gibt: Aber genauere Untersuchungen über sie anzustellen, ihre Zahl zu bestimmen und ihre Rangordnungen festzustellen, ist nicht nur törichte Neugierde, sondern auch gefährliche Vermessenheit, die mit wirklicher Frömmigkeit gar nichts zu tun hat. Dass aber Paulus nicht schlechtweg von Engeln redet, sondern diese ganze Titelreihe aufzählt, tut er wohl, um Christi Herrlichkeit umso höher zu erheben. Er will sagen: Nichts ist so erhaben, so herrlich, wie es auch genannt werden mag, dass es Christi Majestät nicht unterworfen wäre. Das gilt aber nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Daher nennt Jesaja (9.5) den Messias, dessen Herrscherstellung nicht in dieser Welt beschlossen bleibt, sondern in Gottes ewiges Reich hinübergreift, ‚Ewig-Vater‘. Alles in allem: Der Apostel drückt alle Herrlichkeit der Engel und Menschen zu Boden, damit Christus unbehindert den beherrschenden Platz behaupte.

Und hat ihn gesetzt zum Haupte der Gemeinde. Das hat Gott getan, damit Christus in Seiner Gemeinde alles regieren und verwalten soll. Es handelt sich also nicht um einen bloßen Ehrenposten; vielmehr gebührt dem Haupte der Gemeinde unbeschränkte Gewalt und Macht. Heißt aber allein Christus das Haupt, so müssen wohl alle Engel und Menschen höchstens Glieder sein, und für ein irdisches Haupt der Kirche bleibt kein Raum. Wir bedürfen auch eines solchen nicht; denn zur wahren Einigkeit der Kirche ist’s genug, dass jedes Glied des Leibes an dem einigen Haupte Christus hänge. Wer freilich diesem sich nicht unterordnen will, ist nicht wert, ein Glied der Gemeinschaft zu heißen.

Einen höheren Ehrentitel kann der Apostel der Gemeinde nicht geben, als dass er sie die Fülle des nennt, der alles in allen erfüllt. Gottes Sohn weiß sich also nicht zu ganzer Fülle vollendet, als bis Er sich mit uns verbunden hat. Welcher Trost für uns! Christus ist erst vollständig, wenn Er uns bei sich hat. Der Leib ist nicht ganz, wenn ihm die Glieder fehlen (vergleiche 1. Korinther 12.12). Damit aber niemand auf den verkehrten Schluss verfalle, als wäre Christus arm, wenn wir Ihn nicht reich machen, betont der Apostel mit allem Nachdruck, dass Er alle Kreaturen und also auch uns durchwaltet und erfüllt. Es treibt Ihn also nicht eigener Mangel, sondern Seine allumfassende Liebe, wenn Er uns aus dem Nichts in Dasein ruft, um in uns zu wohnen und zu leben. Immerhin dürfte der Zusammenhang darauf führen, unter dem ‚alles‘, was Christus erfüllt und regiert, nicht das Weltall, sondern die Gemeinde zu verstehen, in welcher Sein geist die Herrschaft führt.