Ich lernte, meinen Zustand mehr von der hellen als von der düsteren Seite aus zu betrachten, mehr das zu bedenken, was mich erfreute, als was mir mangelte, und derlei Betrachtungen gaben mir manchmal ein heimliches und ganz unbeschreibliches Glücksgefühl, dessen ich hier erwähnen will, um es allen jenen Unzufriedenen vor Augen zu führen, die nicht mit Behagen genießen können, was Gott ihnen gegeben hat, weil sie immer nur sehen und begehren, was Gott ihnen nicht gegeben hat.
Unsere ganze Unzufriedenheit über das, was uns fehlt, schien mir nur daraus zu entstehen, dass wir nicht dankbar genug sind für das, was wir besitzen.
Also sehen wir nie die wahre Beschaffenheit unseres Zustandes ein, bis er uns durch sein Gegenteil verdeutlicht wird, und wissen nicht zu schätzen, was wir genießen, bis wir es entbehren.
Dankbarkeit ist keine dem Menschen angeborene Tugend; die Menschen richteten sich in ihren Handlungen durchaus nicht immer nach den Wohltaten, die sie empfangen haben, sondern nach den Vorteilen, die sie sich erhofften.
(Robinson Crusoe)
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